Eckpunktevereinbarung zwischen Produzentenallianz und ARD/ZDF fatal für Produzenten und Urheber
17.12.2015
Presseerklärung
Köln/München: „Der offene Brief der Produzentenallianz in Reaktion auf die öffentliche Kritik an ihrer Eckpunktevereinbarung mit ARD und ZDF über die vertragliche Zusammenarbeit zu Film-/ Fernseh-Gemeinschaftsproduktionen und vergleichbare Kino-Koproduktionen liest sich wie ein Offenbarungseid.“ Zu diesem Urteil kommt Martin Borowski, Geschäftsführender Vorstand beim Film und Medienverband NRW. Arno Ortmair, Vorstand des Verbands Deutscher Filmproduzenten (VDFP), ergänzt: „Mit der Eckpunktevereinbarung hat die Allianz den Sendern Rechte zugestanden, die für die unabhängigen Film- und Fernsehproduzenten und Urheber von existenzieller Bedeutung sind und diesen damit gravierende Nachteile und Schaden zugefügt.“
VDFP und Film und Medienverband NRW akzeptieren die Eckpunktevereinbarung deshalb nicht und schließen sich vielmehr der vergangene Woche vom Verband der Filmverleiher sowie der Deutschen Akademie für Fernsehen deutlich vertretenen Position an. DAFF und VdF hatten insbesondere die in der Eckpunktevereinbarung getroffenen Regelungen zur Nutzung der Video-on-Demand-Rechte angeprangert.
„Die VoD- und auch die Pay TV-Rechte werden durch die vereinbarten Regelungen in einer Weise entwertet, die unmittelbar zu Lasten der Produzenten und Urheber, aber auch der Verleiher und Fördereinrichtungen geht,“ kritisiert Arno Ortmair. Einzig ARD und ZDF profitierten davon – und das bei Produktionen, an denen sie in aller Regel nur deutlich minoritär beteiligt sind. Es ließe sich, so Martin Borowski, leicht ausrechnen, welche Argumentation die öffentlich-rechtlichen Sender daraus für die laufende Debatte über eine angemessene Vergütung von Produzenten und Urhebern bei der Nutzung der Mediathekenrechte (vermeintlich) vollfinanzierter Auftragsproduktionen ableiten würden.

Über drei Jahre hat die Produzentenallianz mit ARD und ZDF verhandelt, nur um jetzt mit diesem nach Einschätzung zahlreicher Branchenvertreter inakzeptablen Ergebnis abzuschließen – inakzeptabel nicht nur im Großen (den Rechteregelungen), sondern auch in manchem Detail wie beispielsweise der Tatsache, dass sich ARD und ZDF in der Vereinbarung weiterhin bei der Erlösteilung aus einer ARTE-Nutzung Vorabzugskosten zu ihren Gunsten sichern, während die Produzenten ebensolche Vorkosten bei einer Erlösteilung aus einer Pay TV-Nutzung ausdrücklich nicht geltend machen dürfen.
Dass ARD und ZDF mächtig und ihnen gegenüber der einzelne Produzent in der Regel machtlos ist, ist hinlänglich bekannt. Dass aber die Produzentenallianz bereit war, dieses Ungleichgewicht jetzt auch noch in Form einer Eckpunktevereinbarung zu zementieren, wirft die Frage auf, inwieweit sie überhaupt noch die Interessen unabhängiger Produzenten vertritt.